[[de]]Was ist Paludikultur?[[en]]What is paludiculture?

[[de]] Paludikultur („palus“– lat.„Sumpf, Morast“) ist die land- und forstwirtschaftliche Nutzung nasserMoore. Dabei ist das Moor so nass, dass der Torfkörper dauerhaft erhaltenbleibt oder sogar wieder erneutes Torfwachstum stattfindet. Vor allem nach der Wiedervernässungvon ehemals entwässerten Moorflächen lassen sich Paludikulturen etablieren.

Paludikultur vereint somit Moor-und Klimaschutz mit Landwirtschaft. Die so gewonnene Biomasse kann vor allem nachwachsende Rohstoffe für Bau- und Dämmstoffe, Papier und Verpackungen, Holzwerkstoffe und Kunststoffe liefern. Ein traditionelles Beispiel dafür ist der Anbau von Schilf für Dachreet.

[[en]] Paludiculture("palus" - Latin for "swamp, morass") is the cultivation ofbiomass on wet and rewetted peatlands. Ideally, the bog is so wet that the peatbody is permanently preserved or renewed peat growth can take place. Especiallyafter rewetting of formerly drained peatlands, they can be used for agricultureand forestry.

Paludiculture thus combines peatland and climate protection withagriculture. The biomass obtained in this way can primarily provide renewableraw materials for construction and insulation materials, paper and packaging,wood-based materials and plastics. A traditional example of this is thecultivation of reeds for roofing thatch.

Warum Paludikultur?

Erhalt von Nutzflächen​
Paludikultur auf wiedervernässten Moorflächen erhält diese als Produktionsgrundlage. Eine kontinuierliche Nutzung trockengelegter Moore führt in einen Teufelskreis: Der Torf verschwindet durch mikrobielle Zersetzung im Kontakt mit Sauerstoff. Der Boden sackt und degradiert. Es muss tiefer entwässert werden und der Boden sackt weiter. Dadurch steigen Entwässerungskosten, ein Bewirtschaften lohnt immer weniger und letztendlich droht ein gänzlicher Verlust dieser Flächen für jedwede Nutzung.

Klimaschutz
Moore speichern weltweit mehr Kohlenstoff als Wälder. Durch Entwässerung wird dieser als klimaschädliches Kohlendioxid in die Atmosphäre freigesetzt. Je tiefer der Wasserstand ist, desto mehr Kohlendioxid wird emittiert. Hohe Wasserstände erhalten den Torf und mindern die Emissionen aus Mooren.​

Gewässer- und Artenschutz​
Herkömmliche Landwirtschaft auf Moorböden bringt Stickstoff in angrenzende Gewässer ein. Nasse Moore unter Paludikultur können Stickstoff speichern und damit die Gewässer entlasten. Moore besitzen eine an extreme Lebensbedingungen angepasste und daher hochspezialisierte Flora und Fauna. Paludikulturflächen bieten neue Lebensräume für diese seltenen Tier-und Pflanzenarten.​

Nachhaltige Rohstoffe
Paludikultur liefert Rohstoffe aus dort wachsenden Pflanzen, etwa Schilf, Rohrkolben, Sauergräser und vielen mehr bei gleichzeitigem Erhalt des Torfs als Produktionsgrundlage. Die Nutzung dieser Rohstoffe ist klimafreundlich und vereint ökonomische, ökologische und soziale Aspekte.​

Regionale Wertschöpfung​
Paludikultur sichert eine langfristige Nutzung von wiedervernässten Mooren als Produktionsstandorte. Sie schafft Einkommensalternativen zur aktuellen und herkömmlichen entwässerungsbasierten Landwirtschaft. Sie kann Basis einer neuen regionalen Wertschöpfung sein und die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen mindern.​

Wirtschaftliche Nutzung

Economic use

Um die Treibhausgas-Emissionen zu stoppen, muss ein Rückbau der Entwässerung und die Wiederherstellung flurnaher Wasserstände erfolgen. Dies bedeutet für die auf Moorboden wirtschaftenden Betriebe aber eine enorme Herausforderung. Denn eine Entwässerung war bisher die Voraussetzung für die landwirtschaftliche Nutzung von Mooren und bot für Landwirt*innen ein sicheres Einkommen.

Doch auch Paludi-Biomasse aus wiedervernässten Mooren ist vielfältig nutzbar und kann Landwirt*innen ein Einkommen liefern. In Zusammenarbeit mit der Systain Consulting GmbH hat die toMOORow-Initiative in einer Machbarkeitsstudie mehrere Sektoren identifiziert, in denen Biomasse aus Paludikultur erfolgreich in der Wertschöpfungskette eingesetzt werden kann.

In order to stop greenhouse gas emissions, drainage must be reduced and near-flood water levels restored. However, this poses an enormous challenge for farms operating on peatlands. Until now, drainage was a prerequisite for the agricultural use of peatlands and provided a secure income for farmers.

However, Paludi biomass from rewetted peatlands can also be used in a variety of ways and can provide farmers with an income. In cooperation with Systain Consulting GmbH, the toMOORow initiative has identified several sectors in which biomass from paludiculture can be successfully used in the value chain.



Rohrkolbenanbau als Beispiel der Paludikultur in der Sernitzniederung

Anwendungsbereiche

Papier und Verpackungen​
(Einsatzbereiche: Faserguss, Hygienepapiere, Verpackungen und Kartonagen)​

Der Einsatz von Frischfasern bzw. alternativen Rohstoffen in der Papierproduktion ist abhängig vom Preis für Altpapier und je nach Marktsituation entsprechend attraktiv. Die Kosten bei der Nutzung von Paludi-Biomasse sind nicht grundsätzlich außerhalb des Preisgefüges im Papiersegment​. Zudem sind die Erfahrungen im Papiersektor mit alternativen Rohstoffen vielfältig, welches eine Einführung von Paludi-Biomasse in die Produktionsabläufe vereinfachen kann.​

Holzwerkstoffe​
(Einsatzbereiche: Beschichtete (Klein-)Möbel, Spanplatten)​

Paludi-Biomasse bietet eine alternative regionale Rohstoffquelle und kann damit Rohstoffengpässe abmildern, wie es sie zum Beispiel auf dem Holzmarkt gegeben hat.​ In einem ersten Schritt ist Paludi-Biomasse für Möbel und Spanplatten interessant. Der hohe Lignin-Anteil in Paludi-Biomasse stellt einen zusätzlichen ökologischen Vorteil gegenüber anderen alternativen Rohstoffen dar, da er als Klebstoffzusatz dienen kann.

Bau- und Dämmstoffe​
(Einsatzbereiche: Trockenbauplatten, Einblasdämmung, Plattendämmung)​

Besonders der Bausektor steht absehbar vor hohen Anforderungen, nachhaltige oder auch klimaneutrale Bau- und Dämmstoffe zu verwenden. Es ist daher eine steigende Nachfrage nach alternativen Rohstoffen zu erwarten. Paludi-Biomasse verschiedener Moorpflanzen eignet sich zur Herstellung von Trockenbauplatten, Dämmplatten oder auch als Einblasdämmung. Sie liefert viele wertvolle Produkteigenschaften, ist feuchtigkeitsunempfindlich, schimmelresistent und schwer entflammbar. Zudem vereinfachen Erfahrungen mit Typhadämmplatten einen Markteinstieg.​

Kunststoffe​
(Einsatzbereiche: Polymererzeugung, Kunststoffverpackungen)​

Auch auf fossilen Rohstoffen basierende Kunststoffe werden absehbar durch nachhaltige oder auch klimaneutrale Produkte ersetzt werden müssen. Biobasierte Kunststoffe gewinnen daher zunehmend an Bedeutung. Biomasse aus Paludikultur eignet sich grundsätzlich als Beimischungen in der konventionellen Produktion, dabei müssen natürlich gesetzliche Regelungen, etwa im Bereich Lebensmittel oder Medizin beachtet werden.

Warum gibt es das alles noch nicht?

Economic use

Warum gibt es noch keine Einblasdämmung aus Rohrkolben, keinen to-go-Becher oder keine Verpackungen aus Feuchtwiesengras? Hierzu müssen Wertschöpfungsketten aufgebaut werden. Dafür sind Pilotprojekte zu initiieren, bei denen Paludi-Biomasse in die Produktionsabläufe eingeschleust wird.
Hierfür benötigt es starke und entschlossene Wirtschaftspartner, die sich mit ihrem Innovationsgeist und Unternehmertum dem Klima verpflichten, wirtschaftliche Vorteile sichern und sich aktiv an der Inwertsetzung von Paludi-Biomasse einbringen.

Deswegen baut die toMOORow-Initiative die Allianz der Pioniere auf, eine Allianz von Innovationsunternehmen, die nicht nur ihren wirtschaftlichen Erfolg absichern, sondern auch einen relevanten Klimaschutzbeitrag leisten.
Gemeinsam wird eine starke Nachfrage nach Paludikultur-Biomasse erzeugt.

Die Allianz-Partner führen in Zusammenarbeit mit den Expert*innen aus dem toMOORow-Verbund Pilotprojekte durch und verarbeiten Paludi-Biomasse zu Prototypen, führen Anwendungstests durch und optimieren die Verfahren bis zur Skalierungsreife. Sie skalieren erfolgreiche Produktionsverfahren bzw. Produkte, indem sie diese an weitere Marktteilnehmer weitergeben oder diese zur Produktion inspirieren.

Weiterführende Informationen:
Paludi-Biomasse

Projekte & Praxis - Moorwissen de

Nachhaltige Nutzung - Greifswald Moor Centrum

Paludikultur: Bewirtschaftung von nassen Mooren (boell.de)

Factsheets zu Baumaterialien aus Niedermoor-Paludikulturen

Leitfaden zur Umsetzung von Paludikultur

Why is there still no blow-in insulation made from cattails, no to-go cup made from wet meadow grass or no packaging? Value chains need to be established. This requires strong and determined economic partners who are committed to the climate with their innovative spirit and entrepreneurship, who secure economic advantages and who actively participate in the valorisation of Paludi biomass.

This is why the toMOORow initiative is building the Alliance of Pioneers, an alliance of innovation companies that not only secure their economic success but also make a relevant contribution to climate protection.Together, they are creating a strong demand for paludi biomass.The alliance partners, in cooperation with the experts from the toMOORow network, carry out pilot projects and process paludi biomass into prototypes, carry out application tests and optimise the processes until they are ready for scaling. They scale up successful production processes or products by passing them on to other market participants or inspiring them to produce.

[[de]]Das Team [[en]]The Team

Prof. Dr. Johannes Merck

Projektsteuerung
johannes.merck@umweltstiftungmichaelotto.org

Jan Peters

Projektsteuerung
Project management
jan.peters@succow-stiftung.de
+49 3834 83542 17

Claudia Bühler

Projektsteuerung
Project management
claudia.buehler@umweltstiftungmichaelotto.org
+49 40 6461 6700
Dr. Franziska Tanneberger

Dr. Franziska Tanneberger

Projektsteuerung
Projekt management
franziska.tanneberger@greifswaldmoor.de
Portrait Michael Otto

Prof. Dr. Michael Otto

Initiator
Initiating Member
Portrait Michael Succow

Prof. em. Dr. Michael Succow

Initiator
Initiating Member
AktuellesInitiativePaludi-BiomasseAllianz der Pioniere

[[de]]Neues aus dem Moor [[en]]News from the Moor

[[de]]Zu den Artikeln [[en]]Got to Articles